Der Deutsche Zukunftspreis 2015 geht an eine neue Therapie gegen den lebensbedrohlichen Lungenhochdruck. Das Team des Projektes „Entspannung für Herz und Lunge – vom Sprengstoff zu innovativen Therapien“ wurde am gestrigen Abend auf einer festlichen Veranstaltung von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Deutschen Zukunftspreis 2015, dem Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, ausgezeichnet.
Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani von der Justus-Liebig-Universität Gießen, Dr. Reiner Frey und Prof Dr. habil. Johannes-Peter Stasch, beide Bayer Pharma AG Wuppertal haben eine Therapie für zwei Formen des Lungenhochdrucks entdeckt und entwickelt. Die Erforschung des neuartigen Wirkmechanismus von Riociguat beruht auf den Erkenntnissen der 130 Jahre alten Therapie mit Nitroglycerin bei Angina pectoris. Das innovative Medikament kann den von der schweren Erkrankung Betroffenen erhebliche Besserung verschaffen - für einige ist das Arzneimittel aus Deutschland die erste verfügbare medikamentöse Therapie.
Insgesamt drei Teams hatten sich für die letzte Runde des Deutschen Zukunftspreis 2015 nominiert, darunter befand sich auch ein Team aus der Photonik. Dipl.-Ing. Peter Sander (Airbus Operations GmbH, Hamburg), Prof. Dr.-Ing. Claus Emmelmann (LZN Laser Zentrum Nord GmbH, Hamburg) und Dipl.-Ing. Frank Herzog (Concept Laser GmbH, Lichtenfels) gehören mit ihrer Arbeit „3D-Druck im zivilen Flugzeugbau - eine Fertigungsrevolution hebt ab“ nun zum „Kreis der Besten“.
Sander, Emmelmann und Herzog und haben die Technologie des 3D-Drucks so weiterentwickelt, dass sich damit auch hochbelastbare metallische Bauteile für Flugzeuge fertigen lassen. Das macht deren Herstellung preiswerter, flexibler und umweltschonender. Durch das neue, sogenannte „LaserCUSING“-Verfahren der drei Forscher können nun auch mechanisch und thermisch hoch belastbare metallische Bauteile produziert werden. Ein Laser schmilzt dabei vorher festgelegte Formen hochgenau in Metallpulver ein und baut so beinahe jedes gewünschte Teil Schicht für Schicht auf.
Airbus setzt das gemeinsam mit dem Laser Zentrum Nord und Concept Laser geschaffene Verfahren erstmals zur Herstellung eines Kabinenhalters aus Titan im neuen Langstrecken-Großraumflugzeugs A350 XWB ein. Seit 2014 ist der Kabinenhalter auch im A350 im Einsatz. Bei Airbus plant man, den 3D-Druck künftig zur Herstellung weiterer Komponenten zu verwenden – und das innovative Verfahren zu nutzen, um neuartige konstruktive Elemente zu realisieren: etwa bionisch geformte Bauteile nach Vorbildern aus der Natur. Diese bionische Konstruktionsmethodik wurde am LZN entwickelt und ermöglicht es, bis zu 80% an Gewicht bei einzelnen Bauteilen einzusparen.
Die Bedeutung des 3D-Laserdrucks von metallischen Produkten reicht weit über den Flugzeugbau hinaus. Die Technologie wird voraussichtlich in vielen Branchen - wie dem für Deutschland besonders wichtigen Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau - konventionelle Fertigungsmethoden ersetzen oder ergänzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die 3D-Druck-Lasertechnologien schon seit Jahren in verschiedenen Forschungs- und Verbundprojekten.
Das dritte Team im Bunde war mit dem Projekt „Radartechnologie für Autos – ein Lebensretter geht in Serie“ nominiert worden. Dipl.-Ing. Ralf Bornefeld, Dr.-Ing. Walter Hartner und Dr. rer. nat. Rudolf von der Infineon Technologies AG haben die Grundlage für aktive Sicherheitssysteme geschaffen, die selbsttätig eingreifen wenn ein Unfall droht, kostengünstig herzustellen sind und so auch für Autos der Klein- und Mittelklasse rentabel werden. Die Forscher schufen dazu zwei Innovationen: eine Fertigungstechnologie für Radarchips auf Basis von Silizium und Silizium-Germanium (SiGe) sowie die dafür nötige Gehäusetechnologie.
Der Bundespräsident ehrt mit dem Deutschen Zukunftspreis herausragende technische, ingenieur- und naturwissenschaftliche Leistungen, die zu anwendungsreifen Produkten führen. Der renommierte Preis wurde in diesem Jahr zum 19. Mal vergeben und ist mit 250.000 Euro dotiert. Die Mitglieder der Jury sind unabhängige Fachleute aus Wissenschaft und Praxis. Das Vorschlagsrecht zum Deutschen Zukunftspreis obliegt den führenden deutschen Einrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie Stiftungen.
Weitere Informationen unter www.deutscher-zukunftspreis.de