Individuelle Lesehilfe für jedermann

Open Innovation
28.02.2017
Erstellt von BMBF-Projekts VRread

Das Smartphone als Lesehilfe für Menschen mit Sehbehinderung: BMBF-Projekt VRread entwickelt VR-Gestelle aus dem 3D-Drucker und Open Source Software.

Mann mit VR-Brille
Open Source VR-Brille aus dem 3D-Drucker. Bild: Durovis DIVE

Im Rahmen der Ausschreibung „Light Cares“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt VRread des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), dem Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg e. V. (BSV-Württemberg) und der Firma rioprinto UG. VRread beschäftigt sich mit der Entwicklung eines individuell anpassbaren und 3D druckbaren Aufnahmegestells und einer Applikationssoftware für das Smartphone als innovative Lesehilfe für Menschen mit Sehbehinderung. Das Projekt ist Anfang November 2016 gestartet und wird vom BMBF bis April 2017 mit 87.490 Euro gefördert.

Das Ziel der Ausschreibung des BMBF besteht darin, den Alltag von Menschen mit Behinderung mittels Einsatz moderner photonischer Fertigungsverfahren wie bspw. 3D-Druck zu erleichtern und die Teilhabe am Alltagsleben für diese Menschen entscheidend zu verbessern. Diese modernen Technologien, die noch vor wenigen Jahren nur industriellen Nutzern vorbehalten waren, stehen heutzutage der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Eine wichtige Rolle nimmt hierbei die sogenannte Maker-Bewegung ein, deren Akteure kreative Lösungen zu technischen Herausforderungen aus dem Alltag entwickeln und realisieren, ohne den Einsatz kostspieliger Speziallösungen. Im Projekt VRread arbeiten Vertreter von Menschen mit Behinderung und Vertreter der Maker-Bewegung eng zusammen.

Lesehilfe aus dem 3D - Drucker

Für die meisten Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit, Dokumente fast überall lesen zu können. Für sehbehinderte Menschen ist dies oft nicht möglich. Angewiesen auf stationäre Kamerasysteme, dessen relativ großer Aufbau für Bildschirm und Kamera einen festen Platz erfordert, erübrigt sich diese Frage schnell. Auch mobile Lesehilfen sind nur sehr eingeschränkt verfügbar, z.B. was das Zeitungslesen angeht.

Genau an dieser Problematik setzt VRread an. Heutzutage stehen immer mehr Dokumente in digitaler Form zur Verfügung, so auch vermehrt Tageszeitungen oder andere Printmedien. Im Mittelpunkt von VRread steht das Smartphone des Nutzers, welches heute sehr viel Technik auf kleinstem Raum beinhaltet und immer mehr auch von sehbehinderten Menschen genutzt wird. Mit der an die individuelle Sehbeeinträchtigung angepassten Aufnahmevorrichtung, die jeder Nutzer mittels 3D-Druck erhält, wird das Smartphone entsprechend vor dem Auge des Nutzers platziert. Ausgestattet mit der VRread Leseapplikation für das Lesen von digitalen Dokumenten, wird das Smartphone zur individuellen Lesehilfe für sehbehinderte Menschen.

Mittels der integrierten Sensorik zur Lageerkennung des Smartphones kann mit der entwickelten Leseapplikation die Steuerung und Navigation auf dem digital erfassten Dokument übernommen werden. Digital vorhandene oder abfotografierte Dokumente werden nun in einem völlig neuem Kontext und optimalem Seheindruck ohne Einsatz der Hände mittels VRread einfach und überall lesbar. Der Nutzer kann das optimale Sehempfinden hinsichtlich der Schriftgröße und des Kontrasts einstellen, so dass ein erheblicher Mehrwert gegenüber bisher vorhandenen Lesehilfen entsteht.

Zeitung im Lieblingssessel lesen

Die Ergebnisse des vom BMBF geförderten Projekts VRread werden in Form von 3D-Daten für den Ausdruck auf einen 3D-Drucker und der zugehörigen Smartphone Applikation für jedermann zur freien Verfügung gestellt. Mit Hilfe der eigenen Parameter, wie bspw. des individuellen Augenabstands kann das Aufnahmegestell via 3D-Druck bei einem Anbieter von photonischen 3D-Druckverfahren auf Onlineplattformen wie 3DHubs kostengünstig bestellt werden.

Jetzt muss nur noch die VRread-Textleseapplikation auf dem Smartphone installiert werden und auf den Nutzer eingestellt werden. Nun können die auf dem Smartphone gespeicherten Dokumente bequem und auf dem eigenen Lieblingssessel gelesen werden.

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. (FH) Frank Eicher
Fraunhofer IPA
frank.eicher(at)ipa.fraunhofer.de