Universität Jena eröffnet „Lichtwerkstatt“ für Laien

Open Innovation
05.04.2017
Erstellt von Friedrich-Schiller-Universität Jena

Bundesforschungsministerium fördert Verbundvorhaben an den Standorten Jena und Mainz im Bereich Open Photonik / Bürger sind zum offenen Innovationsprozess eingeladen.

Mann hinter Laser
Bild 1: Experiment mit einem Helium-Neon-Laser an der Uni Jena. Hier können sich interessierte Laien in einem offenen Innovationsprozess an der Entwicklung photonischer Produkte und Anwendungen beteiligen. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

In der Vergangenheit lief es meistens so: Technische Neuentwicklungen waren das Ergebnis von Innovationsprozessen, die sich hinter verschlossenen Türen abspielten. Egal, ob der Tüftler dabei nun allein in seiner Werkstatt saß, oder ganze Forschungsabteilungen von öffentlichen Institutionen oder privatwirtschaftlichen Unternehmen an einem neuen Produkt arbeiteten. Neue Ideen mündeten so in exklusive Produkte, mit denen sich Unternehmen am Markt positionieren konnten.

Doch diese Praxis stößt heute in vielen Bereichen an ihre Grenzen. In der globalisierten Welt, in der sich Wissen, Dienstleistungen und neue Produkte rasend schnell weltweit verbreiten, sind zeit- und kostenintensive Neuerungen im Alleingang kaum mehr möglich. „Neue Innovationswege sind daher gefragt, insbesondere neue Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft“, ist Prof. Dr. Thomas Pertsch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) überzeugt. „Und diese“, so der Professor für Angewandte Physik und Nanooptik weiter „schließen auch den Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit ein. Denn: kreative Ideen und Innovationen werden nicht allein in Forschungslabors geboren“.

Im Rahmen des Förderprogramms „Photonik Forschung Deutschland“ wollen Prof. Pertsch und sein Team vom Abbe Center of Photonics (ACP) der FSU nun genau solche neuen Innovationswege gehen und Ressourcen von außen nutzen: Sie haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des Jenaer Leistungszentrums Photonik am Fraunhofer IOF unter Leitung von Dr. Falk Eilenberger und dem Innovationsforscher Prof. Oliver Mauroner von der Hochschule Mainz das Verbundvorhaben „Lichtwerkstatt“ ins Leben gerufen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das gemeinsame Projekt in den kommenden drei Jahren mit rund 1,1 Millionen Euro. Neben den Forschungseinrichtungen sind auch Wirtschaftsunternehmen eingebunden.

„Mit diesem Vorhaben betreten wir echtes Neuland“, ist sich Verbundkoordinator Pertsch sicher. Ziel ist es, interessierte Laien direkt in den Innovationsprozess bei der Entwicklung neuer photonischer Produkte und Anwendungen einzubinden. „Wir denken dabei neben dem interessierten Bürger beispielsweise auch an Studierende, die ihr im Studium erworbenes Wissen in konkrete Anwendungen überführen wollen oder Firmenmitarbeiter mit Spezialkenntnissen im Bereich Optik und Photonik – jeder kann seine Expertise einbringen“, erläutert Projektmitarbeiter Dr. Reinhard Geiß.

Um die verschiedenen Akteure zusammenzubringen, wird das ACP-Forschungsgebäude auf dem Jenaer Beutenberg-Campus zur offenen Werkstatt – dem „Open Photonics Makerspace“. „Wir stellen erstklassige Photoniklabore und moderne Technik zur Verfügung, mit denen neue Ideen getestet und Anwendungen entwickelt werden können“, sagt Dr. Geiß. Zudem sollen in dieser offenen Werkstatt Workshops zu konkreten Ideen und Entwicklungen organisiert werden. Als dritte Säule des Projekts wollen die Forscher sogenannte Open Photonics Lectures anbieten, in denen das notwendige methodische Rüstzeug und Umsetzungstechniken für den Bau von Prototypen vermittelt werden. Die Partner der Hochschule Mainz begleiten das Projekt wissenschaftlich, in dem sie den offenen Innovationprozess (Open Innovation) mit seinen neuen Kommunikationsformen und der Ergebnisverwertung unter die Lupe nehmen.

In welchen Themenfeldern im Laufe dieses Prozesses Innovationen entstehen werden, hänge auch stark von den Industriepartnern ab, macht Dr. Geiß deutlich und nennt beispielhaft neue LED-Lichtquellen und deren Anwendungen oder 3D-Sensoren für die Benutzung mit dem Smartphone. Zu den Unternehmen, die sich bereits an der Jenaer „Lichtwerkstatt“ beteiligen, gehören sowohl große Firmen (wie die Carl Zeiss AG, die Newport Spectra-Physics GmbH und die Sick AG), aber auch Mittelständler (Edmund Optics GmbH, 3D-Schilling GmbH), Kleinunternehmen (Jenetric GmbH, Aura Optik GmbH), Startups (Active Fiber Systems GmbH) und Firmenverbände (OptoNet e. V.). „Wichtig ist“ so die Jenaer Physiker, „dass das Projekt auch weiteren interessierten Unternehmen offensteht“.

Weitere Informationen

www.acp.uni-jena.de/lichtwerkstatt

Kontakt

Prof. Dr. Thomas Pertsch, Dr. Reinhard Geiß
Institut für Angewandte Physik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Abbe Center of Photonics
Albert-Einstein-Straße 6, D-07745, Jena
Tel.: 03641 / 947560, 03641 / 947563
E-Mail: thomas.pertsch(at)uni-jena.de, reinhard.geiss(at)uni-jena.de

Mann und Frau mit kleinen Experimenten
Bild 2: Nachwuchsphysiker erhalten Einblicke in die Praxis. Physiker der Uni Jena laden gemeinsam mit Kollegen des Jenaer Fraunhofer IOF und Forschern der Hochschule Mainz in die "Lichtwerkstatt" ein. Foto: Annika Höft/Fraunhofer IOF